Wie ist die Feuerwehr der Gemeinde Marpingen auf Hochwasserereignisse und Starkregen vorbereitet? – Ein Interview mit Wehrführer German Eckert
10. September 2021

Die Feuerwehrleute der Gemeinde Marpingen sind bei Hochwasser und Starkregen die ersten HelferInnen vor Ort. Wie sind sie auf solche Ereignisse vorbereitet? Gemeindewehrführer German Eckert steht Rede und Antwort.

Herr Eckert sind in der Gemeinde Marpingen Überflutungen wie vor einigen Wochen zum Beispiel im Ahrtal ebenfalls möglich?

Wehrführer German Eckert: Wir haben mit unserer Feuerwehr im Ahrtal vor Ort unterstützt. Eine Ähnliche Katastrophe kann ich mir mit unseren Bächen in der Gemeinde nur schwer vorstellen. Ende der 90er Jahre gab es das letzte größere Hochwasser in der Marpinger Ortsmitte. Der Alsbach staute sich am Kirmesplatz stark an, weil durch mitgeschwemmtes Material die Verrohrung des Baches blockiert wurde. Der Kirmesplatz und die Alsbachstraße wurden damals überschwemmt. Für ein solches Szenario, das in allen Gemeindebezirken realistisch ist, bereiten wir uns vor und haben auch die Weiher an den Bächen im Blick. Wenn deren Dämme nicht halten, könnten sie ein eventuelles Hochwasser verstärken.

Wie reagiert den die Gemeindefeuerwehr auf Überflutungen bei Hochwasser und Starkregenereignissen?

Eckert: Wenn die Pegel an den Bächen ansteigen, zum Beispiel der Alsbach auf 1,25 Meter in Marpingen, wird unsere Feuerwehr voralarmiert und steht dann bereit. Bei solchen Einsätzen steht für uns zunächst die Menschenrettung im Vordergrund. Zunächst sprechen wir uns mit den Stromversorgern ab und lassen den Strom in betroffenen Gebieten abschalten, um zu verhindern, dass Menschen durch Stromschläge verletzt werden. Um trotzdem eine Notstromversorgung herzustellen – auch für unser eigenes Gerät wie Wasserpumpen – sind wir mit Notstromaggregaten ausgestattet. Sind keine Menschen mehr in Gefahr, versuchen wir zu verhindern, das Gefahrstoffe austreten. Bei Hochwasser sind hier vor allem Heizöltanks gefährdet, die sich durch den Auftrieb aus ihren Verankerungen lösen. Bei größeren Hochwasserereignissen wird eine Koordinierungsstelle im Feuerwehrgerätehaus in Marpingen eingerichtet. Gleichzeitig wird geprüft, ob Gebäude, wie zum Beispiel Seniorenheime, die bei uns nahe am Wasser liegen, evakuiert werden müssen. Im Notfall würden auch Notunterkünfte in sicheren Gebieten eingerichtet. Solange das Wasser noch ansteigt, wird auch noch nicht mit dem Leerpumpen vollgelaufener Keller begonnen. Das folgt erst danach.

Wie sind die Gemeindewehren für solche Einsätze ausgerüstet? Und welches Material steht landkreisweit zur Verfügung?

Eckert: Unser eigenes Hauptlager für Hochwassereinsätze befindet sich im Gerätehaus Alsweiler. Dort halten wir mehrere sogenannte Tragkraftspritzen, das sind tragbare Pumpen, auf Reserve. Dort gibt es auch eine spezielle Schlammpumpe. Jeder unserer vier Löschbezirke ist darüber hinaus mit einer Schmutzwasserpumpe ausgestattet. Auch der Gemeindebauhof steht im Notfall mit Baumaschinen und Unimog zur Verfügung. Bei schweren Hochwassern haben wir zusätzlich Zugriff auf alle Hilfskräfte, wie zum Beispiel das Technische Hilfswerk und das Material der Feuerwehren im Landkreis. In Namborn befindet sich das zentrale Katastrophenschutzlager des Landkreises. Dort werden zum Beispiel Sandsäcke, Notstromaggregate, Container aber auch Decken und Feldbetten gelagert. In Theley steht eine Sandsackfüllanlage bereit.

Wie werden die Bürgerinnen und Bürger der Gemeinde über eine Katastrophenlage informiert?

Eckert: Wir informieren bei schweren Gefahrenlagen vor Ort mit Durchsagen mit Lautsprecherwagen. Außerdem sind in der Gemeinde in allen Bezirken insgesamt 10 Sirenen installiert, die im Notfall genutzt werden. Über die Integrierte Leitstelle des Saarlandes auf dem Saarbrücker Winterberg werden im Katastrophenfall auch die Medien informiert und Warnmeldungen an digitale Warnsysteme wie Warnapps herausgegeben.

Sirenensignale in der Übersicht:
3 Minuten gleichbleibender Dauerton:
Warnung vor herannahender Gefahr, Radio oder TV
anschalten
1 Minute ab- und anschwellender Heulton:
Gefahr! In Sicherheit bringen und Radio oder TV
anschalten
1 Minute gleichbleibender Dauerton:
Entwarnung
3 Mal 15 Sekunden Dauerton:
Feuerwehreinsatz
1 Mal 15 Sekunden Dauerton (samstags um 12 Uhr):
Sirenentest