„In dem Moment war das so totenstill, ich kriege heute noch Gänsehaut, wenn ich daran denke”, so beschreibt Helene Schu aus Marpingen die Erscheinung, die sie im Sommer 1999 miterleben durfte. Sie wohnt nur wenige Meter von der Kapelle im Härtelwald entfernt. Drei Frauen gaben damals an, sie würden in Kontakt mit der Muttergottes stehen. Daraufhin kamen zehntausende Gläubige aus ganz Europa, den USA und sogar Südkorea in das kleine Dorf im Nordsaarland. Ob die Erscheinungen Fluch oder Segen waren, dazu gingen die Meinungen weit auseinander. In der Dokumentation “Als Maria ins Dorf kam” werden die unterschiedlichen Perspektiven erstmals unkommentiert nebeneinander gestellt. Die Dokumentation zeigt in teils mystisch anmutenden Bildern und mit authentischen Archivausschnitten die Ambivalenz der Thematik Marienerscheinung. So will die Filmemacherin Kira Gantner jeder Zuschauerin und jedem Zuschauer die Möglichkeit geben, sich ein eigenes Bild zu machen – nach 25 Jahren. 

Maria Eckert ist von Bremen nach Marpingen gekommen, um noch einmal den Ort zu besuchen, der ihre Kindheit geprägt hat. Von Geburt an ist Maria Eckert auf einen Rollstuhl angewiesen. Als 9-Jährige erhoffte sie sich an diesem Ort die Heilung. Doch auch wenn diese nicht eingetreten ist, glaubt sie bis heute an die Echtheit der Marienerscheinung. Für Anwohner Uli Schu waren die Menschenmassen hingegen beängstigend: “Das waren ja tausende Menschen, die dort an dieser Kapelle gelagert haben und alles glauben, was da gesagt wird. Nun haben die hier religiöse Motive, aber genauso könnten es politische Motive sein.” Die einen halten die Ereignisse für inszeniert und vermuten dahinter die marianische Priesterbewegung, die aus Marpingen einen Wallfahrtsort machen wolle. Für die anderen steht fest, dass Maria da war und ihnen mit ihrer Botschaft Trost und Kraft gegeben hat.

Der Film versucht zu verstehen, warum diese Erscheinungen so viele Gläubige ins Saarland geführt haben und was der Ort bis heute bedeutet. Die Doku “Als Maria ins Dorf kam” läuft am 28.11. um 20:15 im SR-Fernsehen. 

Veröffentlichung: Donnerstag, 28.11.24, 20:15 Uhr // online am 29.11.24 6:00

Autorin: Kira Gantner
Kamera:  Alex Reichert, Alexander M. Groß
Schnitt: Imanuel Spiegel
Redaktion: Patricia Brever