STI was? (K)ein Tabuthema
9. September 2024

Wer redet schon gerne darüber, was zwischen den Beinen so los ist? Im besten Fall ist alles in Ordnung. Nur blöd, wenn es plötzlich juckt, brennt, seltsam riecht oder sogar blutet. Es ist doch peinlich, damit ärztliches Personal aufzusuchen oder mit anderen darüber zu sprechen. Nein, es ist nicht peinlich! Es kann sogar Leben retten! Also lassen Sie uns heute über sexuell übertragbare Infektionen (STI – Sexually Transmitted Infection) reden!
Die meisten Menschen infizieren sich im Laufe ihres Lebens mit einer Geschlechtskrankheit. Viele, ohne es auch nur zu wissen, denn nicht immer zeigen sich Krankheitssymptome. Sie können aber trotzdem an andere Menschen weitergegeben werden und bei diesen wiederum Symptome verursachen, die zuweilen nicht nur unangenehm sind, sondern unbehandelt teilweise auch zu Unfruchtbarkeit oder im schlimmsten Fall zum Tod führen können, wie beispielsweise eine HIV-Infektion. Um Ihnen einen kleinen Überblick zu verschaffen, haben wir im Folgenden eine kleine Auswahl an STI aufgelistet.

Humane Papillomviren (HPV) gehören zu den häufigsten STI. Meist verläuft eine Infektion ohne Beschwerden und heilt in 90 Prozent der Fälle innerhalb von zwei Jahren von selbst aus. Wenn die Infektion allerdings weiterbesteht, kann diese zu Zellveränderungen führen, welche sich zu Krebs entwickeln können. Zudem kann HPV auch Feigwarzen auslösen, welche zwar eher harmlos, aber sehr ansteckend sind.
Auch die Infektion mit Chlamydien gehört zu den häufigsten STI. Die bakterielle Infektion löst oftmals keine oder nur leichte Symptome aus, wodurch die Erkrankung meist unentdeckt bleibt. Trotzdem können die Folgen einer unbehandelten Chlamydien-Infektion schwer sein: entzündete Geschlechtsorgane bis hin zur Unfruchtbarkeit.
Hepatitis wird in die unterschiedlichen Typen A, B und C unterschieden. Bei allen drei Typen handelt es sich um eine Virusinfektion, welche Entzündungen der Leber verursacht. Hepatitis A und B heilen oftmals von alleine aus. In 5 bis 10 Prozent der Fälle ist dies bei Hepatitis B allerdings nicht der Fall. Hier wird die Erkrankung chronisch und verursacht häufig zunächst keine Beschwerden. Langfristig können sich allerdings eine Leberzirrhose oder Leberkrebszellen entwickeln. Gleiches gilt für Hepatitis C. Diese Erkrankung heilt im Regelfall nicht selbstständig aus. Da sie auch beschwerdefrei verlaufen kann, bleibt sie häufig unerkannt und wird dadurch unbemerkt weitergegeben.
Gonorrhö ist im Volksmund auch als Tripper bekannt und betrifft häufiger Männer. Die Infektion wird durch Bakterien ausgelöst. Auch wenn die Infektion bei Frauen oftmals nur leichte oder keine Beschwerden verursacht, kann diese trotzdem auch von ihnen weitergegeben werden. Selbst wenn sich Beschwerden von alleine bessern, kann es trotzdem sein, dass Erreger weiterhin im Körper sind. Unbehandelt löst die Gonorrhö-Infektion Entzündungen aus, die sowohl bei Frauen als auch bei Männern zur Unfruchtbarkeit führen können.
Trichomoniasis wird durch einzellige Parasiten ausgelöst und kommt bei Frauen und Männern vor. Auch diese STI löst bei rund einem Viertel der Betroffenen oft nur leichte oder gar keine Beschwerden aus. Unbehandelt können auch diese Erreger Entzündungen auslösen, welche zur Unfruchtbarkeit führen können.

Was kann ich nun aber tun, um mich und auch andere davor zu schützen?
Sexuell übertragbare Infektionen werden vornehmlich beim Geschlechtsverkehr übertragen, also beim Austausch von Körperflüssigkeiten. Dies geschieht, wenn infektiöse Körperflüssigkeiten wie Blut, Sperma, Scheidenflüssigkeit, der Flüssigkeitsfilm auf der Schleimhaut des Enddarms oder die Muttermilch einer infizierten Person mit eigenen Wunden oder Schleimhäuten in Berührung kommen. Daher gilt es, das Risiko hierbei so gering wie möglich zu halten. Zwar gibt es mittlerweile für bestimmte Krankheiten wirksame Medikamente oder Impfungen, jedoch schützen diese nicht vor der Ansteckung mit anderen STI. Kondome bieten die beste Möglichkeit zum Schutz, auch beim Oralverkehr. Zudem gibt es Lecktücher (Dental Dam), welche ebenso vor Infektionen schützen, sodass niemand, egal welchen Geschlechts, auf Oralverkehr zu Gunsten des Schutzes verzichten muss. Bei der Nutzung von Kondomen oder Lecktücher sollte unbedingt darauf geachtet werden, dass bei der Verwendung von Gleitmitteln keine fetthaltigen Gleitmittel wie Vaseline oder Öle genutzt werden, da diese das Material zerstören können. Neben dem Geschlechts- oder Oralverkehr können einige Infektionen auch über direkten Blutkontakt übertragen werden. Daher kann beispielsweise eine Ansteckung durch die gemeinsame Nutzung von Spritzen stattfinden, wie es häufig bei Drogenkonsumierenden zu beobachten ist.
Im besten Fall sollte jeder über seinen eigenen Körper Bescheid wissen, um sich und gegebenenfalls andere optimal schützen zu können. So bieten beispielsweise die Gesundheitsämter und verschiedene andere Stellen eine kostenfreie Beratung und teilweise eine kostenfreie Untersuchung auf bestimmte STI ganz anonym an. Es gibt keine Voraussetzungen, um diese Angebote wahrzunehmen. Diskreter, aber manchmal auch etwas ungenauer sind Selbsttests, insbesondere dann, wenn sie nicht in ein Labor eingesendet werden. Anwendungsfehler und damit ein eventuell verbundenes falsches Ergebnis können hierbei ebenso nicht gänzlich ausgeschlossen werden. Einmal erkannt, können viele STI durch eine adäquate ärztliche Behandlung geheilt werden. Nehmen Sie daher doch einfach die Testwochen vom 16. bis 20. September 2024 wahr, informieren Sie sich und lassen Sie sich anonym und kostenfrei auf HIV und Co. testen. Wenn Sie Beschwerden haben, zögern Sie nicht und suchen Sie Ihren Arzt oder Ihre Ärztin auf. Sie schützen damit sich und andere.

Weitere Informationen zum saarlandweiten Netzwerk »Das Saarland lebt gesund!« (DSLG) finden Sie unter www.pugis.de oder www.das-saarland-lebt-gesund.de

Weiterführende Literatur

  • Bremer, V., Dudareva-Vizule, S., Buder, S., an der Heiden, M. & Jansen, K. (2017). Sexuell übertragbare Infektionen in Deutschland. Die aktuelle epidemiologische Lage. Bundesgesundheitsblatt, 60, 948-957.
  • BZgA (2024). Sexuell übertragbare Infektionen – Was ist das? Abgerufen am 30. August 2024 unter https://www.liebesleben.de/fuer-alle/sexuell-uebertragbare-infektionen/
  • Deutsche STI-Gesellschaft (2023). Zugriff am 03. September 2024 unter https://www.dstig.de/
  • Matthiesen, S., von Rüden,U., Dekker, A., Briken, P., Cerwenka, S., Fedorowicz, C. & Wiessner, C. (2021). Wie gut ist das Wissen über sexuell übertragbare Infektionen in Deutschland? Ergebnisse der ersten bundesweiten repräsentativen Befragung zu Gesundheit und Sexualität (GeSiD). Bundesgesundheitsblatt, 64, 1355-363. https://doi.org/10.1007/s00103-021-03319-8
  • Ministerium für Arbeit, Soziales, Frauen und Gesundheit (2024) HIV/AIDS 6 Co. Adressen und Anlaufstellen. Zugriff am 02. September 2024 unter https://www.saarland.de/masfg/DE/service/publikationen/publikationen_masfg_einzeln/hiv_aids.pdf?__blob=publicationFile&v=5

Bildquelle:

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